
Das "Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung" bietet aktuelles Orientierungswissen aus fachlicher, fachdidaktischer, bildungswissenschaftlicher und schulpraktischer Perspektive zu allen Bereichen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Das von 174 Autorinnen und Autoren erarbeitete Handbuch umfasst 107 Beiträge zu wesentlichen Themenfeldern. Die Herausgebenden Colin Cramer, Johannes König, Martin Rothland und Sigrid Blömeke erläutern die Relevanz der Neuausgabe.
Das Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung bietet einen umfassenden forschungsbasierten Überblick zu weiten Bereichen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung.
© Colin Cramer
Ausgehend von den Aufgaben im Lehrerinnen- und Lehrerberuf werden im Handbuch die Geschichte und Entwicklung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie ihre Strukturen, Phasen und Kontexte dargestellt und Qualifikationswege aufgezeigt. Die fachlichen und fachdidaktischen, bildungswissenschaftlichen und schulpraktischen Komponenten werden beschrieben, der Forschungsstand zur Entwicklung von Lehramtsstudierenden sowie Referendarinnen und Referendaren dargelegt und das bislang begrenzte Wissen zu den Lehrerinnen- und Lehrerbildenden und Entscheidungstragenden erfasst. Durch Mittel der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" wurde ein freier Zugang zu allen Beiträgen (Open Access) möglich. Im Gespräch erläutern die Herausgebenden Colin Cramer, Johannes König, Martin Rothland und Sigrid Blömeke die Relevanz der Neuausgabe.
Blömeke: Auch wenn die erste Ausgabe von 2004 als Standardwerk bezeichnet werden kann, hat sich die Lehrerinnen- und Lehrerbildung seither rasant weiterentwickelt. Viele Aussagen zu ihrer Struktur und Organisation hatten damit an Aktualität eingebüßt. Auch hat die Forschung zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den vergangenen 20 Jahren einen enormen Aufschwung erfahren. Diese Erkenntnisse zusammenzufassen, machte die Erstellung eines neuen Handbuchs notwendig – das sich hoffentlich ebenso schnell als Standardwerk etablieren wird wie die erste Ausgabe.
Rothland: Der Lehrerinnen- und Lehrerberuf wird in seiner Geschichte seit jeher mit einer Vielzahl an Erwartungen und Anforderungen konfrontiert, die kontinuierlich zunehmen. Das Handbuch ist so angelegt, dass neben aktuellen Herausforderungen wie Inklusion, Fragen der Digitalisierung von Schule oder der Lehrerinnen- und Lehrerbildung selbst das gesamte Spektrum der Herausforderungen in seiner Komplexität abgebildet wird. So kann es über die Schnelllebigkeit thematischer Konjunkturen hinaus das gesamthaft Relevante für die Qualifizierung angehender Lehrkräfte, die Fort- und Weiterbildung und nicht zuletzt auch für die Forschung abbilden.
Cramer: Wir erachten Orientierungswissen für alle Akteurinnen und Akteure der Lehrerinnen- und Lehrerbildung als relevant. Das Handbuch richtet sich daher an Forschende und Lehrende an Hochschulen, Studienseminaren und Ausbildungsschulen sowie der Fort- und Weiterbildung, an Lehramtsstudierende, Referendarinnen und Referendare sowie an Entscheidungstragende und Mitglieder der Bildungsadministration.
König: Mit der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" verbinden sich strukturelle Initiativen und Lehr-Lern-Innovationen. An Universitäten erhält die Lehrerinnen- und Lehrerbildung erhöhte Aufmerksamkeit in der Hochschulentwicklung und -steuerung. Gleichzeitig wächst der Bedarf an einem Orientierungswissen zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung, um Verständigungen unter beteiligten Akteurinnen und Akteuren zu erzielen. Das Handbuch liefert ein solches systematisch erarbeitetes Wissen, das die aktuellen und zukünftigen Maßnahmen im Bereich der Qualitätsoffensive unterstützen wird.
Cramer: Das Nebeneinanderstellen ganz unterschiedlicher Perspektiven im Handbuch erscheint für Studierende von besonderer Bedeutung. Sie werden in Studium, Referendariat und Fortbildung mit einer Vielzahl an wissenschaftlichen Disziplinen sowie entsprechenden Theorien und Forschungsbefunden konfrontiert. Alle Beteiligten sind herausgefordert, diese Vielgestaltigkeit produktiv zu nutzen und in ein kohärentes Gesamtbild zu überführen. Das zur Verfügung gestellte Orientierungswissen bietet hierfür einen Ausgangspunkt.
Colin Cramer ist Professor für Professionsforschung unter besonderer Berücksichtigung der Fachdidaktiken an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Johannes König ist Professor für Empirische Schulforschung, Schwerpunkt Quantitative Methoden an der Universität zu Köln.
Martin Rothland ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Allgemeine Didaktik und Unterrichtsforschung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Sigrid Blömeke ist Direktorin am Centre for Educational Measurement (CEMO) der Universität Oslo.
Alle Herausgebenden forschen und publizieren seit vielen Jahren intensiv zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung.